Passionskrippe zum 800-jährigen Jubiläum

Die Franziskanischen Familien feiern von 2023 bis 2026 fünf Jubiläen. Den Auftakt machten letztes Jahr die „Lebendige Krippe in Greccio“, die Franz von Assisi vor 800 Jahren ins Leben rief und das 800-järhige Jubiläum der Verfassung der (bullierten) Ordensregel des Heiligen für seine Gemeinschaft. Heuer feiern wir das Geschenk der Stigmata – die Wundmale Christi, die Franziskus 1224 auf dem Berg La Verna empfing.

Aus diesem Anlass wird in der Kirche vom 14.02.2024 (Aschermittwoch) bis 01.04.2024 (Ostermontag) in der Kirche eine Ausstellung der Passionskrippe vom Hermann Bidner in Kooperation mit den Franziskanern, der Pfarre St. Nikolai in Villach und dem Werksattelleiter von den Krippenfreunden in Villach zu sehen sein.

Stigmata

Wenn wir heute von Stigmata sprechen, verstehen wir darunter meist einen Prozess, in dessen Verlauf innerhalb einer Gesellschaft bestimmte äußere Merkmale von Personen und Gruppen, mit negativen Bewertungen belegt und die Betroffenen in eine Randgruppenposition gedrängt werden. Eine stigmatisierte Person wird so zunächst oft über negative Konnotierte Merkmale wahrgenommen, denen sie meistens hilflos ausgeliefert sind und unter der sie leiden.

Etwas anderes verstehen wir jedoch, wenn wir vom „Geschenk der Stigmata“ sprechen und das 800-jährige Geschehen feiern, welches der hl. Franz von Assisi auf dem Berg La Verna erfahren hat. „Stigma“ (griechisch: Stich, Zeichen) bezeichnen die Wundmale Jesu an Händen, Füßen und Seite. Schon der Apostel Paulus berichtet in einem Brief darüber, dass er die Zeichen (Stigmata) Jesu an seinem Leib trage (Gal 6,17). Welche Zeichen er konkret damit meinte und ob es ich um die äußerlich sichtbaren Wundmale Jesu gehandelt hat, bleibt unklar. Der erste belegte Fall finden wir hunderte Jahre später bei Franz von Assisi (1181/82-1226).

Franz von Assisi erhält die Wundmale Christi

In den unterschiedlichen Quellen wird berichtet, dass sich Franz von Assisi nach einer intensiven Zeit seiner apostolischen Tätigkeit auf den Berg La Verna zurückzog, um eine Fasten- und Gebetszeit einzulegen. In diesem Kontext der Stille und des Gebetes, hatte er am 14. September 1224 eine Vision und er empfing die Male der Kreuzigungsnägel und der Seitenwunde Jesu an seinem Körper, die er zeitlebens geheim hielt.

Erst nach seinem Tod, werden die Stigmata des Poverellos durch einen Rundbrief an die gesamte Gemeinschaft durch einen Ordensbruder publik. Nachdem er die heiligen Stigmata empfangen hatte, „stieg der engeleiche Mann Franziskus vom Berge herab. Er trug das Bild des Gekreuzigten an sich, nicht auf steinernen Tafeln oder auf Holz von Künstlerhand gefertigt, sondern Vom Finger des lebendigen Gottes den Gliedern seines Leibes eingeprägt.“ (LM XIII 5,1-2). Der hl. Bonaventura fasste die Erfahrung des Franziskus wie folgt zusammen: „(…) die wahre Liebe Christ [hatte] also den Liebenden in das Bild des Geliebten umgestaltet“. Die Begegnung mit Jesus, dem Geliebten, wird zu einem Lobgesang; deshalb verfasste Franziskus nach der Begegnung mit dem Gekreuzigten den Lobpreis Gottes, ein Gebet, das einem liebenden Herzen entspringt, das ganz auf das göttliche Du ausgerichtet ist. Weiter wird berichtet, dass Franziskus, nachdem er vom Finger Gottes berührt wurde, nun selbst hinaus zu den Armen, Kranken und Bedürftigen ging, um sie zu berühren und ihnen die göttliche Liebe zu vermitteln. Die Begegnung mit dem Gekreuzigten treibt Franziskus dazu, den Gekreuzigten der Geschichte zu begegnen, deren Schmerz er lindern möchte, wie in einer Episode des von der Kälte gequälten Mannes. Bonaventura schreibt dazu: „Er streckte von der Glut der Gottesliebe erfüllt, seine Hand nach ihm aus und rührte ihn an. Gewiss war es ein Wunder! Denn kaum fühlte er sich von der Hand des Heiligen angerührt, die die glühende Kohle des Seraph trug, da spürte er keine Kälte mehr, und er empfand innerlich und äußerlich solche Wärme, als ob eine Feuerglut aus einem Ofen ihm entgegenstrahle.“ (LK XIII 7,4-5).

Wenn wir uns daran erinnern und wenn wir es feiern, wie Franziskus vom Kreuz berührt wurde, dann drängt es uns, aus uns selbst herauszugehen, um „das leidende Fleisch Christi in den anderen zu berühren“ (Gaudete ex exsultate 37), und uns von den vielen dramatischen Situationen des Schmerzes und Leidens, in die so viele unsere Schwestern und Brüder auf der ganzen Welt und bei uns vor Ort verwickelt sind, berühren und herausfordern lassen.

Geistliche Dimension

Die Feier des Jubiläums der Stigmata, kann auch für uns Menschen heute eine Einladung sein, in unserem täglichen Leben Zeit der Stille, der Kontemplation wiederzufinden, die uns helfen soll und uns erlaubt, die Sehnsucht, nach dem Unendlichen zu erkennen, die in unseren wohnt, die uns erlaubt, auf uns selbst, auf andere und auf Gott zu hören. So hält Papst Franziskus in Fratelli tutti u. a. fest: „Der heilige Franziskus hat der Stimme Gottes zugehört, er hat die Stimme des Armen gehört, er hat der Stimme des Kranken zugehört, er hat die Stimme der Natur vernommen. All das verwandelt er in einen Lebensstil. Ich hoffe, dass der Samen des heiligen Franziskus in allen Herzen heranwachse.“ (48).

Foto: Herman Bidner