Das Beten des Kreuzweges hat in der Kirche lange Tradition. Die heutige Form des Kreuzweges mit seinen 14 Stationen geht auf den Franziskaner Leonhard von Porto Maurizio zurück und ist in der franziskanischen Spiritualität tief verwurzelt.

Der Kreuzweg macht die Liebe Gottes erfahrbar

Wenn wir den Kreuzweg gehen und uns von der Botschaft der Station betreffen lassen, werden wir mit den Abgründen menschlicher Existenz konfrontiert. Die Herausforderung ist: nicht wegschauen! Hinschauen lernen auf mein eigenes Leid, auf das Leid der Menschen um mich herum und in der Welt – und auf das Leiden Jesu Christi, der mit dem freiwilligen Leidensweg die Liebe Gottes erfahrbar macht: „Ich bin da“ – bis in den tiefsten Schmerz deines menschlichen Daseins. Nicht der Tod steht am Ende des Weges, sondern die Auferstehung, die Liebe, die Gott selbst ist. Was auch immer dir in deinem Leben widerfährt – du bist aufgehoben in dieser Liebe.

Persönliche Gebetsanliegen

In der Kirche beten wir den Kreuzweg in der Fastenzeit jeden Freitag um 18.30 Uhr und in der Karwoche von Montag bis Freitag um 18.15 Uhr.

Auf jeden Kreuzweg nehmen wir neben den persönlichen Gebeten auch besondere Leidensituationen der Welt mit. Außerdem können persönliche Gebetsanliegen für den Kreuzweg in der aufgestellten Gebetsbox beim Marienaltar hinterlegt werden.

Allgemeine Gebetsanliegen

  • 16.02.2024- Für die Menschen in der Pfarre und in der Stadt, die leidvolle Lebenssituationen durchleben.
  • 23.02.2024 – Für alle Menschen, die an schweren oder unheilbaren Krankheiten leiden.
  • 01.03.2024 – Für Familien, die zu zerbrechen drohen und für Menschen, die das Altwerden leidvoll erleben.
  • 08.03.2024 – Für junge Menschen in der Welt, die von den Anforderungen der Zeit überfordert sind und die am Leben verzweifeln.
  • 15.03.2024 – Für Christinnen und Christen in der Welt und für alle Menschen, die wegen ihrer Glaubensüberzeugung verfolgt und getötet werden.
  • 22.03.2024 – Für die Kinder dieser Welt, denen Leid zugefügt wird und denen die Möglichkeit für ein erfülltes Leben genommen wird.
  • 25.03.2024 – Für alle Menschen, die unter unwürdigen Arbeitsbedingungen leiden und für alle, die eine erfüllende Arbeit suchen.
  • 26.03.2024 – Für die Verantwortungstragenden der Stadt, die im Licht der Öffentlichkeit stehen und gefordert sind, gute Entscheidungen zum Wohl aller zu treffen.
  • 27.03.2024 – Für Papst Franziskus, für unseren Bisdchof Josef, für die Priester und Ordensleute, für die Franziskaner und Franziskanerinnen – wenn die Treue zur Berufung sdchwer wird und Zweifel den Weg überschatten.
  • 28.03.2024 – Für alle Menschen, denen Einsamkeit und Leere den Sinn des Lebens verbergen.
  • 29.03.2024 – Für die Menschen, deren Leben zu Ende geht – die leiden, die nicht loslassen können, die ihr Sterben nicht annehmen können.

Leonard von Porto Maurizio

Leonard von Porto Maurizio Das Mitgehen des Leidensweges Jesu durch den Kreuzweg gab es wohl im 17./18. Jahrhundert, war aber in dieser Form außerhalb des Franziskanerordens kaum bekannt. Eine allgemeine Verbreitung erfuhr die Kreuzwegandacht insbesondere durch den Franziskanerpater, dem hl. Leonard von Porto Maurizio (1676-1751), dessen Gedenktag am 26. November gefeiert wird.

Der Weg ins Kloster

Am 20. Dezember 1676 erblickte der zukünftige Volksmissionar Paolo-Girolamoder an der ligurischen Küste in Norditalien das Licht der Welt. Der Bursche, der sehr gute Eltern hatte, wie er später selbst berichtete, hatte die Gabe, in seiner Jugendzeit Freunde mühelos für das Gebet und für caritative Werke zu begeistern. Mit 13 Jahren wurde er zu seinem Onkel nach Rom geschickt und besuchte das Jesuitenkolleg und die Universität Gregoriana. Sein erstes Ziel war es, sich auf das Medizinstudium vorzubereiten. Allerdings wuchs in dieser Zeit in ihm der Wunsch nach einem Leben im Orden. Er trat 1697 in Rom bei den Franziskanern der Observanz ein und erhielt am 2. Oktober desselben Jahres den Ordensnamen Leonard.

Heilung seiner Krankheit

Fünf Jahre darauf wurde Leonard zum Priester geweiht und zum Philosophielehrer ernannt. Er hoffte, als Missionar nach China gesandt zu werden. Dieser Wunsch konnte ihm jedoch aufgrund seines gesundheitlichen Zustandes, der sich immer mehr verschlechterte, nicht gewährt werden. Vielmehr wurde der Franziskaner von seinen Vorgesetzen nach Porto Maurizio gesandt, in der Hoffnung, dass er sich von seiner Krankheit erhole. Eine Besserung trat jedoch nicht ein, worauf Leonard begann sich der Gottesmutter anzuvertrauen. Er bat um Maria, sie möge bei ihrem Sohn eine robuste Gesundheit für ihn erbitten. Diese werde er für die Rettung der Seelen nutzen. Leonards Bitte wurde erhört: Die Krankheit verschwand und die Tür der Berufung in seiner Berufung öffnete sich.

Der Volksmissionar

Leonard begann 1708 mit seiner Volksmission und zeigte in seinen Predigten das Übel auf, das die Menschen geißelte. Doch dabei ließ es der Prediger nicht stehen, sondern bot gleichzeitig ein „Rezept“ an, dass darin besteht, sich vom Herrn gewinnen zu lassen, der den Menschen unaufhörlich seine Barmherzigkeit anbietet. In der „Betrachtung über die Barmherzigkeit Gottes“ hält der Franziskaner fest:

„Bedenkt, dass die Gerechtigkeit Gottes für die verstockten Sünder ebenso unendlich ist wie seine Barmherzigkeit für die reuigen Sünder. Gott hasst die Sünde unendlich; aber ebenso unendlich liebt Er seine Geschöpfe: Sobald man seine Sünde bereut, findet man die Liebe Gottes wieder; würden sich alle Sünder zerknirschten und demütigen Herzens Gott zuwenden, wären alle gerettet. Seine unendliche Güte will, dass alle Menschen ins Paradies gelangen … Keine Mutter kann ihrem ins Feuer gefallen Kind so schnell zu Hilfe eilen, wie Gott sich beeilt, den reuigen Sünder in die Arme zu schließen. Je größer eure Sünden sind, umso größer ist auch der Triumph der Güte, der Liebe und der Nachsicht unseres unendlich barmherzigen Gottes.“

40 Jahre lang predigte Leonard unermüdlich in ganz Italien, um die Menschen zu einem Leben der wahren Bekehrung zu führen. Eine riesige Menschenmenge hörte ihn unermüdlich zu, sodass Leonard bald als der „große Missionar“ genannt wurde.

In seiner Missionstätigkeit erkannte Leonard, der ein Meister der Seelenführung war, dass religiöse Übungen helfen können, sich auf dem Weg der Barmherzigkeit Gottes zu begeben bzw. umzukehren. Ein „Hilfsmittel“ war dafür der Kreuzweg, den er besonders förderte. Er errichtete 572 Kreuzwege in ganz Italien. Am bekanntesten ist jener im römischen Kolosseum.

Im Jahr 1715 wurde der Pater zum Hausoberen des Klosters San Francesco al Monte in Florenz ernannt, wo er sich für eine strenge Einhaltung der Ordensregel bemühte. Die Zurückgezogenheit in einem Kloster genügte ihm bald nicht mehr. Vielmehr sehnte er sich wie der heilige Franziskus nach einem abgelegenen Ort, an dem er ab und an ganz allein mit Gott sein konnte. Diese Sehnsucht zeigte sich in der Errichtung der auf einem Berg gelegenen Einsiedelei Santa Maria Dell´Incontro.

Heimgang

Bei einer neuen Missionsreise im Jahr 1750 wurde Leonard von Papst nach Rom gerufen. Der betagte Mann, der stets Halt in der Anbetung vor dem Allerheiligsten suchte, machte sich auf den beschwerlichen Weg. Dort starb er nach langer Arbeit erschöpft am 26. November 1751 im Kloster San Bonaventura auf dem Palatin – jener Ort, indem er seinen franziskanischen Weg begann.

Leonard, der ebenso die Bruderschaft des Herzens Jesu gründete, hinterließ viele schriftlichen Predigten, Briefe und Andachtsübungen. Er wurde 1796 selig- und 1867 heiliggesprochen. Papst Pius XI. ernannte ihn später zum Patron der Volksmissionare. Seit 1996 ruhen seine sterblichen Überreste in der Kathedrale von Porto Maurizio.

Foto: © Tom Lugger und © Word Press / Bericht: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM