Ein Tag im Kloster (von Gabriel Platzgummer, 1. Kl. Gymnasium)
Ein besonderes Merkmal unserer Schule ist der Umstand, dass wir eine Klosterschule sind. Während früher viele Schulen des Landes von Orden geführt wurden, gibt es heute nur noch vereinzelt Schulen dieser Art. In einer immer hektischeren Welt können sich wenige Menschen und vor wenige Schüler vorstellen, wie der Alltag im Kloster aussieht. Ich durfte einen Tag hinter die Mauern schauen und den Tageablauf mit den Patres teilen.
Der frühe Vogel
Mein Tag im Kloster beginnt früh: um 5.50 Uhr treffe ich mich mit Pater Benedict vor der Schule. Für mich ist das schon eine Herausforderung, ich bin kein Morgenmensch. Danach nehme ich am Morgengebet, der Laudes, teil. Für die Patres gehört das Gebet zum Tagesablauf. 365 Tage im Jahr vollziehen sie eine gewisse Routine, in die Gebete eingefügt sind. Das Gebet leitet immer ein anderer Mitbruder und nicht etwa der Pater Guardian, der Vorsteher des Klosters. Dieser hält nämlich die Laudes bei den Marienschwestern in der benachbarten Claudia-de-Medici Straße.
Anschließend wird gefrühstückt. Ich sitze gemeinsam mit den Franziskanern um 7.00 Uhr im Refektorium, dem Speisesaal des Klosters. Diesen Raum kennen auch die Schüler des Gymnasiums, zumindest diejenigen, die immer fleißig zum Rorate kommen.
Die Patres erzählen mir, dass einmal 63 Brüder hier Platz gefunden haben. Es ist heute schwer vorstellbar, dass früher so viele Menschen in diesen Mauern gewohnt haben. Einige dieser Patres haben in der Schule unterrichtet, so auch Pater Benedict heute. Für ihn und für mich geht es nun ab in den Unterricht.
Ein voller Bauch studiert gut
Nach sechs anstrengenden Schulstunden rumort mein Magen. Endlich gibt es Mittagessen und das auch noch im Kloster. Die Küche des Klosters hat bei den Schülern einen beinahe schon legendären Ruf: jeden Tag aufs Neue ziehen in den letzten Unterrichtsstunden gar köstliche Düfte durch das Schulgebäude. Sehnsüchtig denkt so mancher an riesige Gulaschtöpfe, frische Schnitzel aus der Pfanne oder deliziöse Kuchen. Entsprechend groß ist meine Vorfreude darauf, endlich in den Genuss der Klosterkost zu kommen. Da die Klostergemeinschaft eigentlich kurz nach 12.00 Uhr zu Mittag isst, sind Pater Benedikt, Direktor Malsiner und ich die einzigen, die noch zu verköstigen sind. Nach einem sättigenden Mal, das meine Erwartungen zur Gänze erfüllt, geht es für mich wieder in die Schule zum Nachmittagsunterricht. Gegen 16.00 Uhr werde ich von Pater Benedict abgeholt. Wir gehen ins Kloster, wo mir ein eigener Raum zur Verfügung gestellt wird. Hier soll ich meine Hausaufgaben erledigen und lernen. Ich bin frühzeitig fertig, schneller als normalerweise. So kann ich im klösterlichen Olivenhain noch ein kleines Nachmittagsnickerchen machen. Um 18.00 Uhr erfolgt das Angelus Gebet. Auch da bin ich dabei. Anschließend geht es für mich noch einmal ins Refektorium, es gibt Abendessen. Diese Mahlzeit wird von einem der Brüder zubereitet, denn die Köchin ist bereits nach Hause gegangen.
Dann endet mein einzigartiger Tag. Ich habe einen Einblick in das geordnete Klosterleben bekommen. Für mich war es ein interessanter Kontrast zum schnelllebigen Schüleralltag. Ob ich selbst einmal die Kutte überstreifen werde? Wer weiß…?
Unser Schulträger ist der Orden der Franziskaner. Mit Pater Benedict und Pater Reinald gibt es zwei Patres, die an der Schule als Lehrer tätig sind. Ein Einblick in den Alltag hinter Klostermauern zeigt, dass Gebet, Arbeit und gutes Essen wichtige Punkte im Leben eines Franziskaners sind.