Im Kreuzgang des Franziskanerklosters Salzburg ist bis zum Samstag, 1. März 2025, eine Ausstellung von historischen Foto-Aufnahmen der Missionsschwester Maria Theresia Ledóchowska (1863-1922) zu sehen. Dutzende Interessierte sind  am 6. Februar zur Vernissage gekommen.

In Zusammenarbeit mit dem Medienhistoriker und Fotografen Kurt Kaindl (Fotohof Salzburg) gestaltete die Linzer Kunsthistorikerin Julia Allerstorfer-Hertel eine Ausstellung, bei der zahlreiche Dia-Aufnahmen der 1975 selig gesprochenen Ordensfrau dargestellt werden. Die Bilder sind ab 1890 entstanden.  Die Glasdiasammlung historischer Aufnahmen von Afrika hat sich in dem von ihr gegründeten Kloster Maria Sorg erhalten und wird nun, rund 100 Jahre nach ihrem Tod, erstmals wieder der Öffentlichkeit präsentiert. Die Dias wurden im Rahmen von Lichtbildvorträgen und zur Illustration hauseigener Missionszeitschriften eingesetzt, um über die Mission in Afrika zu informieren und zu Spenden zu bewegen. Ein Team von Wissenschaftlern aus Wien, Linz und Salzburg hat nun dazu Texte verfasst. Unterstützt wurde die Ausstellung vom Katholischen Bildungswerk Salzburg. Dessen Direktor Andreas Weiss kündigte eine Tournee der Ausstellung durch Österreich an.

Gegen Sklaverei, für die Mission

Maria Theresia Ledóchowska stammte aus Loosdorf in Niederösterreich. Als 18-Jährige wurde sie Hofdame von Ferdinand IV. von Toskana in Salzburg. 1894 gründete sie in Salzburg eine katholische Vereinigung zur Bekämpfung der Sklaverei in Afrika, die „St. Petrus Claver-Sodalität für die afrikanischen Missionen“, die 1897 vom Vatikan als Ordensgemeinschaft anerkannt wurde. Ziel der Gemeinschaft war die Unterstützung der Missionsarbeit und das Schaffen eines neuen Bewusstseins in Europa im Umgang mit Menschen und Kulturen auf anderen Kontinenten. Dafür organisierte Ledóchowska Vorträge und veröffentlichte zahlreiche Beiträge in von ihr gegründeten Zeitschriften. Dadurch wurde sie bald zur Zielscheibe antiklerikaler und nationaler Agitatoren. 1905 übersiedelte sie nach Rom, um dort ihre Gemeinschaft zu leiten.  1922 starb Maria Theres Ledóchowska und wurde am Campo Santo Teuronico beigesetzt. Papst Paul VI. sprach sie 1975 selig.

Die Schwestern vom hl. Petrus Claver sind heute weltweit in über 70 Ländern aktiv. Das Mutterhaus befindet sich in Rom. In Lengenfelden nahe Salzburg wirken sie im Missionshaus Maria Sorg, das für Ledóchowska Gründungshaus und erste Niederlassung gewesen war.

Wichtige Quelle der Forschung

Ledóchowska Bilder fungieren als wichtige Quellen für die Analyse des komplexen Beziehungsgefüges aus kolonialer Fremdherrschaft und Missionierung sowie der öffentlichen Wahrnehmung von Afrika in Europa in den ersten Dekaden des 20. Jahrhunderts. Neben Schwarz-Weiß-Aufnahmen finden sich auch sorgfältig kolorierte Landschafts-, Kultur- und Personendarstellungen, aber auch offensichtlich inszenierte „Werbe“-Bilder oder Fotografien. Die Bilder hatten ganz offensichtlich den Zweck, Menschen in Europa für das Leben der Menschen anderer Kontinente zu sensibilisieren.

Die Ausstellung im Salzburger Franziskanerkloster ist zu Pfortenzeiten frei zugänglich (Montag bis Samstag von 9–11.30 Uhr). Schulführungen sind auch außerhalb der Öffnungszeiten möglich. Kontaktaufnahme: Sr. Ursula Lorek Tel.: 0676 87467779.

 

Bilderstrecke zur Vernissage

Alle Fotos: OFM Austria / Martin Barmettler ofm