Am Samstag, 7. Oktober, hat Provinzialminister P. Fritz Wenigwieser ofm in Graz drei Mitbrüdern die Feierlichen Ordensgelübde abgenommen und sie definitiv in den Orden aufgenommen.

Gleich drei Kandidaten aufzunehmen, ist ein besonderes Fest für eine Ordensgemeinschaft in Europa. Das gilt auch für die Franziskaner in Österreich und Südtirol. Br. Gabriel Droc ofm (52) stammt aus Waidhofen an der Ybbs (Niederösterreich) und wurde 2016 in Brixen eingekleidet. Seit 2017 lebt er in Graz und ist als Katechet, Sakristan und Koch tätig. Br. Ambrosius Grill ofm (53) ist in Kirchdorf an der Krems (Oberösterreich) beheimatet. Er wurde 2017 eingekleidet und ist in der Krankenpflege tätig. Nun zieht er von Graz nach Enns. Br. Nikodemus Glößl ofm (43) stammt aus Graz, wurde ebenfalls 2017 eingekleidet und studiert derzeit Theologie in der Stadt an der Mur.

Gelübde: Zur Beziehung fähig werden

„Die Ordensgelübde stehen – ähnlich dem Ja der Muttergottes – dafür, beziehungsfähig zu erlernen“, sagte der P. Wenigwieser in seiner Predigt. Diese Fähigkeit, Beziehung zu einem anderen Menschen in rechter Weise aufzunehmen, sei ein lebenslanger Prozess. Selbst der seraphische Vater Franziskus habe sich im Laufe seines Lebens weiterentwickelt.  Der Gehorsam – das oft schwierige Hören auf einen Anderen – werde zu einer Vorbedingung von Beziehung. Im richtig verstandenen Gehorsam gehe es darum, „den eigenen Vogel“ nicht zum Hindernis für authentische Begegnung mit dem Anderen werden zu lassen. Gleichzeitig warnte der Provinzialminister der Franziskaner in Österreich und Südtirol davor, Autorität zu missbrauchen. Ein richtig verstandener Gehorsam, das Hören Aufeinander sei „eigentlich die größte Kraft gegen existentielle Ängste“.

Armut bzw. das Gelübde der Besitzlosigkeit habe eine ähnliche Funktion: In der Begegnung mit dem Aussätzigen werde Franz von Assisi frei für eine Beziehung. Dem Ausgestoßenen auf Augenhöhe zu begegnen, mache ihn zudem frei, sich selbst und den Schattenseiten im eigenen Leben zu begegnen. Vor diesem Hintergrund verwies der Provinzialminister auf eine These des Psychoanalytikers C.G. Jung, wonach ein Mensch ab 40 Lebensjahren nur dann einen Fortschritt machen könne, wenn er sich den eigenen Schatten stelle.

Das Gelübde der ehelosen Keuschheit sei zunächst eine Frage des richtigen Verhältnisses von Nähe und Distanz. Damit gewinne dieses Gelübde vor dem Hintergrund der Missbrauchsfälle eine neue Aktualität. Niemand bekomme das rechte Verhältnis von Nähe und Distanz geschenkt: „Das ist etwas, das wir lernen müssen“. Das Gelübde helfe dabei.

(mtz)

 

 

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